Niere, aber richtig 2. März 2013

Dass die meisten Mikrofone für Gesang und Sprachanwendungen eine Nierencharakteristik haben, ist gemeinhin bekannt und wird auch als selbstverständlich vorausgesetzt.
Wie wichtig aber die „richtige“ Niere ist, soll das Thema dieses Beitrages sein.

 

Was ist „richtig“?

Sehen wir einmal davon ab, dass es verschieden Typen an Richtcharakteristiken mit der Bezeichnung „Niere“ im Namen gibt (Super-, Hyper-, Halb-), bleibt uns die „klassische“ Niere. Eine Charakteristik, mit der man im Grunde nichts falsch machen kann.
Denkste!

In einer Kundenbewertung – über die man geteilter Meinung sein kann – fand ich folgende, hoch interessante Aussage:

Es wäre nicht die erste Mikrofonkopie aus China im günstigen Preissegment, wo die genannte Niere eher in Richtung Kugel geht.

Das wusste ich bislang nicht, dass man diese, hm, Fehlcharakteristik (?) schon zum Typus erheben kann. Interessanter Hinweis.

Nun schön, diese Bewertung wurde über ein Mikrofon geschrieben, das meiner Ansicht nach eben genau diese Eigenschaft aufweist. Der vorab zitierte Bewerter (AndyL am 06.12.2011) sieht das dort wiederum genau nicht so.
Ich jedenfalls hatte meine Beinahe-Kugel-Erfahrung mit einer so genannten Niere.

 

Eine Praxiserfahrung

Die Aufgabenstellung war problematisch: Für eine Videoaufzeichnung den Ton bereitstellen. Das sollte in einer Sporthalle stattfinden – natürlich der Länge nach. Die Kamera stand, wie auch der FOH, am einen Ende der Halle, gegenüber der Bühne, auf einer Empore. Abnahmemöglichkeiten auf Höhe der Bühne oder ab der ersten Beschallung gab es nicht.
Es blieb also leider nur, das Mikrofon direkt vor den FOH mit Richtung Bühne zu platzieren.
Für die Freaks: Es waren zwei breite Nieren in A/B-Stellung, um möglichst viel von dem Raum aufzunehmen.
Das ganze separat zusammengeführt mit dem Sound des FOH-Mixers ergab dann eine halbwegs brauchbare Mischung, solange auf der Bühne Mikrofone eingesetzt wurden.

Jetzt zum eigentlichen Thema: Das wirklich problematische bei dieser Nummer war die Platzierung der Mikrofone direkt vor dem FOH. Damit bestand die Gefahr, dass alles, was am  FOH gesprochen wird, mit aufgenommen wird.
Aber nicht, wenn man mit richtigen Nieren arbeitet, die auf 180° im Polardiagramm richtig taub sind – wie es sich gehört.
Genau das hat mich bei dieser Abmischung gerettet.

Mit einem Mikrofon einer etwas lascheren Natur – bezogen auf das obige Zitat – hätte ich da ernsthafte Probleme bekommen.

 

Der Lerneffekt

Auf den Einsatz im Heimstudio gemünzt: Wer gegen eine TFT-Wand spricht (der klassische Webradio-Arbeitsplatz), sollte darauf achten, eine „richtige“ Niere einzusetzen.

Ich kann nur dringend dazu raten, sich mit den technischen Daten (und hörbaren Ergebnissen) auseinanderzusetzen, statt auf günstige Preise zu Lasten einer ordentlichen Qualität zu bauen.

  • Anonymous sagt:

    Finde diesen Beitrag Super und verständlich, nur ich möchte eigentlich nicht so Hoch hinaus.

    Hallo, bin der Guido aus Vorarlberg, 81 Jahre und Versuche im Moment mit einem SilverCrest – USB Platenspieler meine SPs zu Digitalisieren (das nennt man doch so). Mit alten PCs mit Windows XP, ist es mir schon einiger maßen gelungen.
    Aber mit meine Medion Akoya P6622 Notebook, mit Windows 7 und den Audacity 2.0.5 reichen meine PC Kenntnisse nicht. Vielleicht gelingt es mir mit Hilfe von Foren und Anleitungen lesen doch noch.

    • Hallo Guido, für detaillierte Fragen zur Arbeit mit Audacity verweise ich gern auf das deutschsprachige Forum. In Einzelfällen wird dort auch auf bestimmte Aspekte der Zuspieltechnik – hier: USB-Plattenspieler – eingegangen.

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