Happy Birthday, PRIDE1 1. September 2012

Wer populäre Musik im Radio spielen möchte, kauft sich dazu u.a. eine Lizenz bei der GEMA. Aktuell sind dort 1’243 Webradios gelistet.

Die meisten kommen und gehen, nur wenige halten sich länger im Markt.
Eines davon gilt es heute zu feiern.

 

Zum Geburtstag…

„Am 1. September 2006 ging PRIDE1 als Radiosender für Lesben, Schwule, Bi- und Transpersonen mit seinem moderiertem Live-Programm an den Start. Nun feiert der Sender seinen 6. Geburtstag – in Internetzeiten eine Ewigkeit.“

(Quelle)

So also schreibt es der Sender auf seiner Homepage in seinem Nachrichtenüberblick.
Tatsächlich ist es schon eine Kunst, sich sechs Jahre lang als Webradio erfolgreich zu behaupten. Aber PRIDE1 hat in der Beziehung von Anfang gleich vieles richtig gemacht:

  1. Eine eindeutig definierte Nische wurde klar und schnörkellos besetzt.
    .
  2. Die Zielgruppe ist klar definiert, ohne sie zu isolieren oder andere auszugrenzen. Im Gegenteil, die sexuelle Orientierung der Hörer und Macher steht nicht an erster Stelle, sondern die Themen.
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  3. Neben einer guten redaktionellen Arbeit wird auch eine geordnete, gut vorbereitete, abwechslungsreiche  und mit viel Aufwand gepflegte Musikdatenbank geführt. Der Musikfarbe wird viel Aufmerksamkeit geschenkt.

 

PRIDE1 ist nun mal eben kein 08/15-Sender, sondern in seinem Themenbereich stark engagiert. Leider hält das so manche davon ab, den Sender einzuschalten oder sich dort zu engagieren.
Diese Denke ist überholt und unberechtigt.

 

Der Mythos „Schwul ist bäh!“

Ein recht guter Moderator wurde von mir mal auf den Sender aufmerksam gemacht und er fand ihn auch interessant. Sein einziges Problem: Er könne nicht bei bzw. für einen schwulen Sender arbeiten.

Falls es sich noch nicht herumgesprochen hat: Homo- und Bisexualität sind nicht ansteckend. Der Nachbar, der Arbeitskollege oder der Sitznachbar im Bus könnten schwul sein, ohne dass ich es je merken würde. Geht mich ja auch nichts an, oder ist es für irgendjemand interessant, welche Stellung ich beim Sex bevorzuge? Nein. Also bitte.

Und so werkelt ein hoch engagiertes Team kontinuierlich an Themen des Alltags, Nachrichten aus der LGBT-Welt im speziellen und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung im allgemeinen. Davon gibt es auch heute in Deutschland noch mehr als genug.

Um so wichtiger ist es, ein Medium zu haben, das diese Informationen zusammenträgt, in einen guten musikalischen Rahmen packt und sie weiterverbreitet. Es ist spannend!

 

Mit sechs Jahren …

… kommt man als Mensch eigentlich in die Schule.

Muss PRIDE1 nun in die Radioschule? Nein, mit Sicherheit nicht, denn sie sind heute schon da, wo viele andere erst noch hin wollen. Von daher: Ein gutes Zeugnis.

Aber das soll umgekehrt nicht heißen, dass es da nicht noch einiges zu verbessern gibt. An vielen kleineren Baustellen darf geschraubt werden und ich bin der Überzeugung, dass man das Programm wahrscheinlich noch attraktiver gestalten kann.

Natürlich hat alles Grenzen. Bei den meisten Radios sind es finanzielle, und auch PRIDE1 dürfte vermutlich ein Zuschussgeschäft sein (hier fehlt mir leider eine verlässliche Quelle zu dieser These). Aber zu der Konsequenz und Qualität, mit der dieser Sender betrieben wird, muss wirklich mal ein Lob ausgesprochen werden: Sie packen es an, und zwar richtig sowie mit Willen und Ausdauer.

Eine weitere Grenze ist das zur Verfügung stehende Personal – und seine Zeit. Da klemmt es wohl bei fast jedem Radiosender im Hobbysegment, und auch PRIDE1 schöpft leider nicht aus einem vollen Moderatoren- und Redakteurspool. Zumindest das lässt sich ändern, denn bei einer Bewerbung wird eben nicht gleich nach der sexuellen Orientierung gefragt. Die Insel der Gleichberechtigung gerade im homo- und bisexuellen Bereich zu suchen, das ist schon ein deutliches Zeichen, was in unserer Gesellschaft verkehrt läuft.

Ich war auch Mitglied des Teams und habe mich stark für den Sender engagiert. Leider hat meine zeitliche Belastung ein kontinuierliches Engagement später nicht mehr zugelassen und ich musste meine Mitarbeit einstellen.

Hätte ich aber irgendwann wieder mehr Zeit fürs Radio, wäre PRIDE1 selbstverständlich nach wie vor ganz oben auf der Liste. Vorausgesetzt, sie wollen mich wieder haben.

 

Herzlichen Glückwunsch!

Liebe Betreiber, liebe Mitgestalter, Unterstützer, Freunde, Hörer und Sympathisanten von PRIDE1 – ich wünsche euch für euer Projekt von Herzen alles Gute für die nächste Zeit. Bleibt mindestens so gut und versucht kontinuierlich, besser zu werden. Niemals stehen bleiben, niemals aufhören.

Welche Geschenke bekommt ein Webradio zum Geburtstag?

Mehr Hörer
Werbekunden
Sponsoren
weitere gute  Mitarbeiter
erweitertes Programm
noch mehr Qualität

… na ja, zumindest wünschen darf ich es euch.

 

Randnotiz

Auch wenn ich in meinem Beitrag überwiegend die männliche Form verwendet habe und zumeist „schwul“ schreibe, bezieht das alle Frauen (Lesben, Bis, Heten) mit ein. Und, obwohl nicht explizit erwähnt, natürlich alle transidenten Menschen, gleich, in welcher Richtung sie unterwegs sind.

Alles Gute!

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